Erstmal: Was ist Rollweite?
Die Rollweite ist eine kleine Zugabe die der Kragen braucht um sich schön in Form zu legen. Betrachtet man einen klassischen Hemdkragen, kann man sehen dass die Oberseite vom Kragen dort wo er umklappt etwas mehr Strecke zurücklegen muss als die Unterseite. Sind beide Seiten gleich geschnitten, kann es passieren dass der Kragen absteht oder auf der Unterseite knautscht. Je dicker der Stoff und die Einlage, desto dramatischer ist der Effekt.
Aber es ist nicht schwer, die Rollweite selber dazuzugeben. Wie ich das mache habe ich hier mal fotografiert.
Startpunkt ist der Kragen, schon genäht, gewendet und gebügelt. Die Seite an der später der Kragensteg angenäht wird ist noch offen (das ist im Bild die obere Kante).
Kleiner Trick dabei: Beim Bügeln kann man die Nähte schon mal ganz leicht auf die Unterseite „herumziehen“. Im Bild liegt die spätere Unterseite des Kragens oben und man sieht ganz gut, was ich gemacht habe. Mit dem Bügeleisen vorsichtig an den Kanten von außen nach innen fahren, so zieht sich die Naht etwas auf die Unterseite und ist später im Idealfall von der Oberseite nicht zu sehen.
Wenn gewünscht kann der Kragen jetzt entlang der Außenkanten abgesteppt werden. Dann lege ich ihn so wie er sich später klappen soll über die Finger. Dabei verschieben sich an der noch offenen Kante die beiden Stofflagen ein klein wenig (wir reden hier von wenigen Millimetern). Die Kante in dieser Position mit Stecknadeln fixieren.
Legt man den Kragen wieder glatt, sieht man den kleinen Versatz gut. Die spätere Oberseite beult sich jetzt ganz leicht. Das ist genau der Effekt den wir wollen.
Entlang der offenen Kante nähe ich jetzt (auf der Nahtzugabe) eine Naht um alles zu fixieren. So ist der Kragen vorbereitet und kann mit dem Kragensteg zusammengenäht werden.