Nach einer weiteren Runde Auftrennen und vielen Fusseln (ein Hoch auf den neuen Besen!) ist an der Jacke ein gewisser Fortschritt zu erkennen. Wie erwähnt habe ich den Schnitt meiner anderen Moto-Jacke, Larissa, noch mal rausgeholt. Mit Hilfe des Vorder- und Rückenteil, entsprechend zusammengesetzt und noch mal neu abgezeichnet, konnte ich die ersten Änderungen markieren.
Viel Platz auf dem Fußboden im neuen Arbeitszimmer muss ausgenutzt werden.
Und weil mein Mann beruflich ein paar Tage unterwegs war habe ich auch schamlos alles auf seiner Hälfte der Zimmers liegen lassen. :P
Mit dem Schnitt habe ich auf einer Seite schon mal den Armausschnitt angepasst und etwas Weite an der Seitennaht rausgenommen. Das ergibt dann diesen Zwischenstand:
Man erkennt es kaum (schwarzes Shirt mit schwarzer Jacke, immer eine gute Idee), aber die im Bild linke Seite ist neu. Wenn man darauf achtet wo die Schulter sitzt sieht man den Unterschied am deutlichsten. Das ganze Geraffel am Saum ist übrigens das Futter, das ich noch nicht gekürzt habe.
Die Ursprungsjacke war allerdings nicht genau symmetrisch gearbeitet, da waren kleine Ungenauigkeiten drin. Die zeigen sich jetzt an ein paar Stellen, da muss ich wahrscheinlich noch mal Details nacharbeiten.
Übrigens, noch ein Tipp: Da man Leder nicht mit Stecknadeln pinnen sollte (die Löcher bleiben sichtbar) und in diesem Fall auch gar nicht KANN (die Nadeln gehen kaum rein), habe ich mir mit Büroklammern ausgeholfen, das hat gut geklappt.
Dann habe ich ein paar Sachen eingekauft, was gar nicht so einfach war, denn bei Karstadt in der Mö, der sonst eine sehr gut ausgestattete Kurzwarenabteilung hat, war der real existierende Sozialismus ausgebrochen. Diverse Regalfächer waren leer, viele Sachen waren aus, Druckknöpfe habe ich bekommen, aber schwarzes Knopflochgarn nicht. Das habe ich dann woanders gekauft, aber wie sich gleich herausstellen wird, war das eigentlich nicht nötig.
Als nächstes habe ich Schulterklappen genäht. Was die Größe und Form angeht habe ich mich dabei an den Gürtelschlaufen orientiert, die an der Jacke sind. Das sind mehr so Riegel, die an einer Seite mit einem Druckknopf befestigt sind.
Links ein originaler Riegel, dann Schulterklappe 1, rechts Schulterklappe 2
Sieht man genau hin, ist zwischen der ersten und zweiten Schulterklappe ein Lernfortschritt zu erkennen. Bei der ersten habe ich die Ecken nicht abgeschrägt (was ich damit meine und wie man Ecken richtig eckig bekommt erklärt dieser hilfreiche Tipp), deswegen sind sie etwas zu rund geworden. Das hat bei der zweiten besser geklappt, obwohl natürlich immer noch weit entfernt von den industriell gefertigten Ecken.
Der Versuch, die Kanten mit Knopflochgarn abzusteppen hat allerdings mehr schlecht als recht funktioniert, und weil ich in der Folge (trotz anderer Nadel und aller Tricks die mir eingefallen sind) immer wieder Probleme damit hatte, habe ich schließlich drauf verzichtet und normales Nähgarn genommen. Der Unterschied ist in diesem Fall sowieso kaum zu erkennen. Die Stelle an der ich sehr viele Schimpfwörter verwende und das Garn in die Ecke schmeiße überspringen wir hier besser. :D
Dann die Ärmel. Die waren ja sehr weit außen angesetzt, etwas das man heutzutage modisch gesehen eigentlich nicht mehr macht, zumindest nicht bei dieser Art Jacken. Und da ich die Schultern auf ihre richtige Position gebracht habe, mussten die Ärmel auch überarbeitet werden. Da sie jetzt weiter oben sitzen, sind sie natürlich zu kurz. Also habe ich ein Stück eingesetzt, am Ellbogen. Da kann man das am ehesten so hintricksen, dass es gewollt aussieht.
Einer der gesteppten Einsätze vor seinem… Einsatz :D Daneben das Nähkram-, Süßigkeiten- und CD-Geröll, das sich bei so einem Projekt mit der Zeit auf dem Tisch ansammelt. Am Ende des Tages räume ich auf ;)
Die Ärmel sind aus zwei Schnittteilen genäht, allerdings sitzt die zusätzliche Naht nicht, wie normalerweise bei solchen Ärmel üblich irgendwo auf der Rückseite, sondern genau mittig auf der Außenseite des Ärmels. Das hat mir die Gelegenheit geboten, die rückseitige Hälfte meines Einsatzes abzusteppen, was ihn deutlich mehr nach Designelement und weniger nach nachträglichem Gepfusche aussehen lässt. :)
Eingenäht habe ich einen Ärmel auch schon, das ging etwas besser als befürchtet, aber auch nur mit Hilfe einer stärkeren Nadel und einiger weiterer Schimpfwörter. Dort wo Schulternaht auf Ärmelnaht auf Schulterklappe stoßen sind einfach viel zu viele Lagen Leder übereinander. Meine arme Nähmaschine hat sich da tapfer durchgequält, aber Spaß hat es keiner von uns beiden gemacht.
Aber ich kann verkünden (das ist ein Punkt über den ich im Vorfeld sehr unsicher war): Auch Leder kann man einhalten. Zumindest ein bisschen. Viel Mehrweite ist an diesem Ärmelschnitt zum Glück sowieso nicht dran.
Das kleidartige Ding auf der Puppe ist übrigens ein goldglänzender Stoff zu dem ich keine Idee habe und den ich deswegen mal probeweise drapiert habe. Wäre ein tolles Kleid zu der Jacke (aber dazu passt ja quasi eh alles ;))
Der zweite Ärmel liegt auch schon bereit. Und neues Futter habe ich noch gekauft. Der von mir favorisierte silbern gemusterte Futterstoff aus dem Fundus reicht nicht für alles, also werde ich die Ärmel einfach schwarz füttern, das sieht man eh nicht.
Da sind Flugzeuge und Autos eingewebt, ist das nicht cool? Den habe ich schon seit 2008 und bisher nicht verwendet weil er so toll und speziell ist, aber mit der Geschwindigkeitsrausch-Thematik passt er jetzt perfekt zu einer Motorradjacke. Das Flugzeug ist eine Concorde, das erkenne ich noch. Aber falls das andere ein klassischer Sportwagen ist muss ich passen.
7 Antworten auf „Einärmliger Bandit“
Das ist ja schon echt ein riesen Fortschritt, und der abgesteppte Einsatz war finde ich eine klasse Idee. Etwas in der Art sieht man mittlerweile so häufig bei solchen Jacken, dass das echt nicht nach „notgedrungen eingebaut“ aussieht.
Den Futterstoff finde ich auch sehr passend und cool dazu und bin mir sicher, dass der sehr gut dazu wirken wird.
Außerdem bewundere ich es ein bisschen, dass deine Nähmaschine so viele Lagen Leder schafft, meine Brother Innovis 900 ist ja auch schon nicht schlecht, aber bei dicken Stellen oder Stoffen schwächelt sie leider doch öfter und schafft es nicht, Stiche zu bilden, sodass ich dann eher mal einen „2cm-Stich“ habe…
@knaxgurke: Das mit den „2-cm-Stichen“ passiert bei mir auch, da gehe ich dann zurück um die Stelle noch mal zu übernähen, bis sich endlich ein sinnvoller Stich gebildet hat. Zur Not eben nur mit dem Handrad, wenn der Motor blockiert.
Oh, das sieht jetzt schon toll aus. Und der Futterstoff ist wirklich passend, wird bestimmt bombig aussehen.
Das Futter ist ja toll!
Ich würde spontan auf ein klassisches Sportfahrzeug tippen, mich erinnert das Auto stark an eine Corvette von 1968.
Erst mal major respect! Ich vermute das wird ein Hammer-Teil!
Ich hab die gleiche Nähmaschine und hab ihr bisher Leder nicht wirklich zugetraut, hast du ne Ledernadel verwendet? Hattest du den Obertransport an? Und was für ne Stichlänge hast du so verwendet?
@Barbara: Ja, mit Obertransport und Ledernadel (90er und 100er, je nach Aufgabe) ging das soweit ganz gut. Das Leder lässt sich tatsächlich ganz prima nähen, solange es nicht zu viele Lagen übereinander sind. Die Stichlänge habe ich etwas höher gestellt, auf 4.
Cool, vielen Dank für die Auskunft.