Heute geht es um Burda 7677. Das ist ein Hosenschnitt, den ich 2009 zum ersten Mal genäht habe. Aus einer Art Kunstseide/Cupro oder einem Viskose-Seidengemisch, das lässt sich nicht mehr genau sagen. Der Stoff fällt unglaublich weich und ist perfekt für diesen Schnitt. Ich liebe die Hose sehr, leider hat sie einen Nachteil. Einen entscheidenden: Beim Tragen wird der Stoff am Hintern blank. Und das sieht echt dämlich aus, das geht gar nicht. Deswegen hatte ich erst überlegt, die Hose auseinander zu nehmen und aus dem schönen Material etwas zu nähen in dem man sich nicht hinsetzt, ein kleines Hemdchen oder so.
Der Stoff hat mit der Zeit eine tolle Patina bekommen und (gerade zusammen mit meinen neuen Boots, in die ich für die Fotos nur reingeschlüpft bin weil es echt lange braucht bis Schnürung und Schnallen geschlossen sind) eine geradezu apokalyptische Schönheit. Insofern wäre es echt schade um die Hose, auch weil sie sich wirklich angenehm trägt. Also ist der Plan jetzt sie zu retten indem ich das Mittelteil auf der Rückseite durch Jersey ersetze. Das sollte den Fall nicht beeinträchtigen und passt weil die Seitenteile auch oben aus Jersey bestehen.
Soweit zur Zukunft dieser Hose.
Nach dem selben Schnitt habe ich noch eine zweite Hose genäht (aber nicht gebloggt), diesmal aus einem Wollgemisch. Das fällt ganz anders und zeigt schön, wie die Stoffwahl den Look maßgeblich beeinflussen kann. Allerdings gibt es auch hier ein Problem: Der Wollstoff ist im Laufe der Zeit in der Wäsche eingelaufen. Die Hose passt noch (Gummiband im Bund und lockerer Schnitt helfen), sitzt aber ganz anders als die erste Version. Nicht schlechter, ich mag auch den schlanken Look.
Mit dem körpernahen Schnitt und dem weniger fliessenden Material ergibt sich noch eine interessante Änderung. Der in der ersten Version eher MC Hammer-mäßige Schritt sitzt hier anders und gefällt mir weniger gut, weil sich der Stoff ungut zusammenknautscht und unkontrolliert rumbauscht. Ich bin ja ein großer und bekennender Fan von Hosen mit tiefem Schritt, aber die Stoffmenge muss halt sinnvoll verteilt sein, sonst kann es wirklich lächerlich aussehen. Um diese Hose nun zu entschärfen verdrehe ich den Bund beim Tragen immer ein kleines Stück, damit sich vorne eine schräge Zugfalte bildet die den Fall des Stoffs koordiniert. Ein funktionierender Workaround.
Da ich Burda 7677 jetzt gerne ein drittes Mal nähen möchte, will ich das Problem mit dem Fall des Stoffs auf der Vorderseite gleich beim Schnitt anpacken und die wichtige Falte direkt in die Vorderseite reinkonstruieren. Der Stoff den ich verwende ist nicht ganz so butterweich, da halte ich das für eine sinnvolle Maßnahme.
Ich habe also das mittlere Vorderteil schräg gezogen, wodurch aus einem Schnittteil zwei wurden (weil asymmetrisch). Das braucht etwas mehr Material, geht aber aus meinen 2m Stoff raus. Zuerst will ich den veränderten Schnitt allerdings mit einem Probeteil testen. Wobei Probeteil vielleicht etwas hoch gegriffen ist, ich werde nämlich tatsächlich nur das mittlere Vorderteil aus einem Teststoff zuschneiden und mit der restlichen Hose (aus dem richtigen Stoff) probehalber zusammennähen.
Was das Probeteil sagt und ob meine Änderung wie erhofft funktioniert werden wir beim nächsten Mal sehen. Ja, ich hasse solche Cliffhanger auch, aber weiter bin ich halt noch nicht. ;)
4 Antworten auf „Zwei völlig unterschiedlich gleiche Schokoriegel“
Der Hosenschnitt ist jetzt nicht so mein Ding, aber deine Ausführungen dazu lese ich trotzdem gerne. Man lernt hier eben immer wieder dazu.
Außerdem süße Fotos! =)
Und wahahaaa: Das Schnürgnu!!
Sieht echt gut an dir aus! Könnt ich selbst nie tragen, aber bei dir find ichs toll!
Die Hose sieht super aus. Ich liebe diesen Style, ich trage ihn auch. Bin gespannt wie die Hose mit deiner geplanten Änderung wird.
Sehr gute Hose! Interessante Ausfuehrung zum Bauschproblem, das ist mir auch schon mal untergekommen. Mir ist immer noch nicht ganz klar wie der Schnitt den Bausch beeinflusst, ich glaub ich mach auch mal eine „Fallstudie“. :-D