Offenbar bin ich berechenbarer als ich dachte. Kaum neigt sich der Sommer dem Ende entgegen, kann man davon ausgehen, dass ich ein herbstliches Nähprojekt am Start habe um die neue Jahreszeit zu begrüßen. Jedes Jahr. Meist nur eins, danach folgt dann wieder gemischter Inhalt. Aber auf das eine Herbstprojekt ist Verlass. 2015 war es der Parka, 2014 ein Pullover, 2013 ein Samtrock und 2012 ein Cardigan/Mantel. Im Herbst 2011 habe ich geheiratet, da hatte ich anderes zu tun, aber immerhin habe ich einen Mantel gekauft.
Und 2016 ist natürlich keine Ausnahme.
Zu dem Parka vom letzten Herbst gehört ein Cardigan, der statt eines Futters darunter getragen werden kann. Den will ich jetzt nähen. Warum erst jetzt? Die Idee eines separat tragbaren Futterteils hat mir von Anfang an sehr gut gefallen, aber es gab zuerst noch eine kleine stilistische Angelegenheit zu klären.
Und zwar (hier werde ich jetzt wieder pingelig) ist der Schnitt des Cardigans ziemlich schlicht, aber interessant. Vorderteil, Kragen und Rückenpasse sind ein einziges Schnittteil das sich geschickt um die Schulter legt und einen großen Schalkragen bildet. Das ist raffiniert und elegant. Wählt man dazu aber ein edles Material, dann passt der Cardigan nicht mehr richtig zum funktionalen Charakter des Parkas. Und bei einem sportlichen Material funktioniert der Cardigan alleine nicht, weil er in sich nicht recht stimmig ist. Es braucht also einen Kompromiss. Der Strickfleece des Originalcardigans ist insofern eine sehr gute Wahl, finde ich (für mich aber zu sehr Kunstfaser).
Wie habe ich das Dilemma also gelöst? Manchmal braucht es ein Vorbild, wenn ich mir Sachen einfach nicht vorstellen kann. Nachdem ich diesen Cardigan im Netz gefunden hatte, war klar welchen Weg ich gehen will. Der Schnitt braucht nur in ein paar Details verändert/ergänzt werden, um etwas sportlicher zu wirken. Dann funktioniert er sowohl alleine als auch mit dem Parka. Es macht z.B. schon einen Riesenunterschied ob man den breiten Schalkragen doppelt (wie im Schnitt vorgesehen) oder einlagig verarbeitet. Durch die sichtbare Innenseite des Stoffs wirkt das Ganze gleich viel lässiger. Ich mag auch das Zugband in der Vorderkante.
Als Material habe ich einen Sweatshirtstoff gesucht, mit einer glatten Rückseite und nicht zu dick. Schließlich habe ich einen sogenannten „Feinsweat“ gekauft, der alle Bedingungen erfüllt. Er ist zwar nicht so kuschelig wie der klassische Sweatshirtstoff, aber die glatte Rückseite bleibt länger schön als eine flauschige und weil er dünner ist, ist das hoffentlich auch nicht so ein Gestauche in den gar nicht mal so weiten Ärmeln des Parkas. Mit einer Strickjacke drunter fand ich den letzten Herbst nämlich schon etwas knapp. Wie der erwähnte Strickfleece da rein passt ist mir ein Rätsel. ;)
Folgende Änderungen mache ich also an dem Cardiganschnitt und seiner Verarbeitung:
- Die Ärmel nicht stückeln sondern komplett aus Sweat machen
- Taschen ergänzen
- Den Schalkragen zur Kapuze erweitern
- Kapuzenkragen einlagig verarbeiten, dementsprechend auch keine Belege im Vorderteil
- Tunnelzug in der Vorderkante
Dafür habe ich erst mal ein Probeteil nach Originalschnitt genäht (nur die wesentlichen Teile) und daran abgemessen wie viel ich wo dazugeben muss um eine anständige Kapuze zu erhalten. Der Kragen ist schon recht breit und hochgeschlagen fehlt da nicht viel. Den Schnitt habe ich dann entsprechend verändert und Probeteil Nummer 2 genäht. Das war zufriedenstellend, also habe ich nur noch ein paar finale Kleinigkeiten angepasst und jetzt kann es losgehen!
(Mein Mann, als er mich den Stoff zuschneiden sieht: „Was nähst du?“ Ich, zeige auf das Schnittmuster: „Einen Cardigan.“ Er, flüsternd: „Was ist ein Cardigan?“)
2 Antworten auf „Dieses eine Herbstprojekt“
Waaaaas? Seit 2011 bist du schon verheiratet? Aber aber… warum ist das denn schon so lange? Wo ist die Zeit hin?
Ich bin gerade tatsächlich ein bisschen fassungslos.
Äh ja. Der Cardigan. Das ist allerdings ein richtiges Netti-Teil. Ich freu mich drauf!
Liebe Grüße,
Sabrina
Die Nachfrage hätte original von meinem Mann sein können.^^
Der Cardigan klingt aber schonmal toll, auch die Erweiterung des Schals zur Kapuze. Aber staucht das dann nicht unter der Jacke mit dem ganzen Stoff? Oder trägst du den Schalkraken dann außen in der Kapuze der Jacke?
Naja, wir werden es ja sehen. Ich bin gespannt. :-)